Neue Mitte Wunstorf

Das im Wettbewerbsverfahren 2016 als Siegerentwurf hervorgegangene Konzept des Leipziger Architekturbüros Octagon wurde 2017 als Masterplanung für das ehem. VION-Gelände am Lutherweg ausgearbeitet. Auf der Basis dieser Planung hat die NMW Neue Mitte Wunstorf GmbH das Gelände 2022 erworben. Mit der Entscheidung der Stadt Wunstorf, das zum Masterplangebiet gehörende Verwaltungsgebäude nicht mehr für die Projektentwicklung zur Verfügung zu stellen und eine Teilfläche an die DB Netz zu veräußern, hatten sich die Rahmenbedingungen und Vorgaben für das Konzept bereits erheblich verändert. ​

Dazu kamen nach und nach noch neue Erkenntnisse zu ökologischen und ökonomische Aspekte der Planung sowie neue Analysen und Gutachten. Damit war klar, dass die bestehende Planung hinterfragt werden muss.

Wir wollen das Grundstück ab 2024 entwickeln und dort bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum für alle schaffen und damit eine städtebauliche Industriebrache in ein modernes, autoarmes, gemischtes Wohngebiet mit sozialer Infrastruktur und hoher Grünraumqualität umgestalten. Dafür muss ein neuer Ansatz her, den wir mit Politk und Verwaltung baldmöglichst auf den Weg bringen wollen.

Neben dem Versuch der „Rettung“ des alten Masterplanentwurfs (V1), den wir auf Wunsch der Stadt in Auftrag gegeben haben, hatte das Planungsbüro Octagon im Sommer 2023 einen neuen Entwurf (V2/Loslösen) vorgelegt. In einer ersten Skizze wurde gezeigt, wie eine Alternativlösung zum alten Entwurf aussehen könnte. Dieser neue Entwurf hat das Potenzial, die gewünschten Qualitäten des alten Masterplans zu erhalten, die Planung auf die zahlreichen, neuen Gegebenheiten anzupassen und die wertvolle Grundstücksfläche deutlich besser auszunutzen, als es mit einer Anpassung der Masterplanung möglich wäre. Die Qualitäten und Ziele des Siegerentwurfs (optimaler Lärmschutz, großzügige Grünflächen, Urbanität, gute Verbindung in den umliegenden Stadtraum) werden damit mindestens ebenso gut erhalten und könnten Grundlage einer neuen Planung werden:

Entwurf V2 – Die Basis für eine alternative Entwicklung des Quartiers

Zentraler Park

Ein großzügiger, ebenerdiger Park verläuft als Grünachse durch die Mitte des Quartiers von Nordwesten (Anbindung Innenstadt) Richtung Südwesten (Anbindung Bahnhof). Die neuen Hochpunkte des Geschosswohnungsbaus orientieren sich am Bestand des ehem. Verwaltungsgebäudes im Norden. Diese Mehrfamilienhäuser werden weiter von der Lärmquelle entfernt um den Park herum angeordnet, wobei der höchste Punkt am Quartiersplatz mit Café und Bäckerei und Spielplatz (1/2) in der Mitte des Quartiers positioniert ist. Der Park sorgt mit Infrastruktur für alle Alters- und Zielgruppen (Spielplätze, Grillmöglichkeiten, Skatepark, Sitzgelegenheiten, Urban-Gardening-Flächen, etc.) für ein attraktives und lebenswertes Umfeld und kann von allen Bürgern der Stadt Wunstorf genutzt werden.

Begrünte Lärmschutzwand

Der entlang der Gleisanlagen geplante Lärmschutz kann quartiersseitig direkt mit niedrigen Reihenhäusern beplant werden. Das hat den Vorteil, dass es ebenerdig wesentlich leiser ist als in den Obergeschossen der ursprünglich entlang des Lärmwalls geplanten Mehrfamilienhäuser. Entlang des Lärmschutzes könnte eine verkehrsberuhigte Wohnstraße und ein Fahrradweg verlaufen. Es werden Bäume und Büsche gepflanzt, die den Wall und die Wand Richtung Quartier ansprechend begrünen (8).

Hierzu die Kernaussagen und Handlungsempfehlungen der Ingenieure von SWECO und AMT:

  • Die Lärmschutzwand muss so dicht wie möglich an die Schallquelle
  • Die Wandkonstruktion muss hochabsorbierend sein (z.B. durch Gabionen)
  • Eine 11,50-16 m hohe Wand wäre so hoch wie ein 4-5-stöckiges Haus auf 400 m Länge und sollte vermieden werden
  • Direkt hinter der Wand ist eine niedrige Bebauung empfehlenswert
  • Eine 7 m hohe Wand wäre ausreichend und kann durch die Bauaufsichtsbehörde des Eisenbahn-Bundesamt (EBA) direkt an den Gleisen genehmigt werden

7 Gründe, warum der alte Masterplan seine Gültigkeit verloren hat

  1. Auf Wunsch der Stadt Wunstorf wurde ein Teilgrundstück des Geländes im Norden an die DB zur Herstellung einer Unterführung veräußert. Dadurch wurde der seinerzeit durchgehende Grünzug des Masterplans von SO nach NW unterbrochen und die ursprünglich direkte Durchquerbarkeit für immer unmöglich.
  2. Der Beschluss der Stadt Wunstorf, das Grundstück des ehem. Verwaltungsgebäudes nicht an den Vorhabenträger NMW zu veräußern, weshalb dieses der Entwicklung nicht zur Verfügung steht. Das Gebäude wird zur Weiternutzung als Wohnheim benötigt.
  3. Aufgrund seit 2016 veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen ist ein deutlich niedrigeres Lärmschutzbauwerk möglich. Dadurch kann ein beidseitig aufgeschütteter 16-Meter-Wall mit im Durchschnitt 30 Grad schräg abfallenden Parks vermieden werden. Dies führt u. a. zu erheblichen Einsparungen von Ressourcen, Energie, CO₂ und unnötigen Kosten.
  4. Ein Neubau von Tiefgaragen ist unwirtschaftlich und auch aus Nachhaltigkeitsgründen zu vermeiden. Für den zusätzlichen Lärmschutz an den beiden Quartiersschnittstellen zur Bahn sind daher Parkdecks sinnvoll, die dann aber an dieser Stelle einen durchgehenden Grünzug von SO nach NW zusätzlich unterbrechen.
  5. Die bestehenden Mehrfamilienhäuser sollten laut Masterplanung abgerissen werden. Ein Erhalt spart CO₂ ein und ermöglicht den Bewohnern weiterhin, zu einer vergleichsweise niedrigen Miete zu wohnen.
  6. Das Kellergeschoss unter Produktionshalle 2 sollte zurückgebaut werden. Wir wollen es als Tiefgarage weiter nutzen. Dies führt zu einem Erhalt der dort gebundenen „grauen Energie“ und einer sinnvollen Nutzung des Bestands. Eine Überbauung dieser Tiefgarage ist nur mit sehr hohem finanziellem und rechtlichem Aufwand möglich und daher zu vermeiden. Wir haben daher dort einen Quartiersplatz mit Spielplatz und Bäckerei/Gastronomie vorgesehen.
  7. Die vorhandene Straße „Jenaer Straße“ kann zur Einsparung von Ressourcen und Kosten erhalten werden, anstatt weniger Meter entfernt eine neue Straße zu bauen.​​
Vergleich der Grundstücksnutzungseffizienz der alten Masterplanung mit aktuellen Quartiersentwicklungen in der RegionGRZ
Masterplan Wunstorf/V1, bereits optimiert0,34
Orientierungswert Urbane Gebiete nach § 17 BauNVO0,8
Beispiele aus der Umgebung
Quartier Leineauen, Gümmer (2022)0,4
Viertel vorm Meer, Steinhude (2023)0,4
An der Westauebrücke, Wunstorf (2020)0,5
Südaue-West, Wunstorf0,4
Sorsumer Str., Wunstorf (König Ludwig Quartier)0,4

FAZIT: Um eine übliche Bebauungsdichte wie in vergleichbaren Quartieren in der Region auch in Wunstorf zu erreichen, muss die Flächeneffizienz signifikant gesteigert werden. Dies ist auf Basis der alten Masterplanung/V1 unmöglich.

WIR WOLLEN DIE QUALITÄTEN DER ALTEN MASTERPLANUNG BEIBEHALTEN UND SIE IN EINEN NEUEN ENTWURF ÜBERFÜHREN. DAFÜR SUCHEN WIR DEN DIALOG MIT ALLEN BETEILIGTEN.

Referenzbeispiele

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Fact Sheet

Standort
Luther Weg, 31515 Wunstorf
Nutzung
Wohnen, Café/Bäckerei, Kita, Praxisräume/Büroflächen, kleiner Nahversorger
Flächen
Planungsgebiet ca. 60.000 m²
Einheiten
249