Die freiwillige Verpflichtung, Gutes zu tun. Der Green Lease.

Ein ökologisches Bewusstsein und die Notwendigkeit nachhaltigen Bauens rücken auf der Bauherrenseite heute mehr denn je in den Vordergrund. Andererseits ist das Interesse der Immobilienkäufer*innen für das Thema Nachhaltigkeit deutlich gestiegen – gespeist aus den stetig steigenden Energiekosten und dem spürbar werdenden Klimawandel. Trends wie Dekarbonisierung, Beyond Plastic, Plant Based oder Green Tech werden genutzt, um die Klimakrise mithilfe von Materialinnovationen anzugehen. Auch die Deutsche Siedlungsbau wird seiner Verantwortung als Bauherr gerecht und setzt auf fossilfreie Energieträger und einen hohen Standard beim Bau seiner Townhouses. Aber welche Stellschrauben hat die Immobilienbranche darüber hinaus das Thema Ökologie im Immobilienlebenszyklus anzugehen? 

Ein wunderbares Beispiel, wie auch im Betriebsmodus einer Immobilie ökologisch sinnvoll gehandelt werden kann, machen uns die USA und Großbritannien seit Jahren vor: mit sogenannten Green Leases. Dabei handelt es sich um einen speziellen Mietvertrag, der auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. Mieter und Immobilienbesitzer verpflichten sich während der Nutzungsphase zur Nachhaltigkeit. In dem „grünen Mietvertrag“ werden nicht nur die Anforderungen an die Mieter festgehalten, sondern auch die Ansprüche, die an ein Gebäude gestellt werden, detailliert aufgeführt. Selbst wenn ein Gebäude besonders energiesparend, energieeffizient und ressourcenschonend erbaut worden ist, kann zusätzlich eine nachhaltige Bewirtschaftung erfolgen. Dies kann zu weiteren Verbesserungen der Ökobilanz führen. 

Die Mindestanforderungen eines Green Lease sind unter anderem die Regelungen zur nachhaltigen Nutzung sowie Bewirtschaftung, die Reduzierung von Abfällen und Verbräuchen. Auch die Modernisierungs- und Erhaltungsmaßnahmen müssen in dem Vertrag festgehalten und ökologisch unbedenklich durchgeführt werden. 

Wie kann man sich das nun im Alltag vorstellen?  

Die Mieter sind dazu angehalten, ihre Verbräuche niedrig zu halten und keine Energie zu verschwenden. Dazu werden Verbräuche regelmäßig dargestellt, Vergleiche zugänglich gemacht und Tipps zur Einsparung vom Vermieter gegeben. Die Deutsche Siedlungsbau setzt hierfür auf moderne Quartiersapps, die Transparenz schaffen und den Dialog mit den Mieterinnen erleichtern. Noch greifbarer wird das Thema Energie, wenn Strom direkt in der Nachbarschaft oder auf dem eigenen Haus erzeugt wird und der Mieter stets sieht, in welchem Verhältnis Erzeugung und Verbrauch stehen. Zusätzlich wird auf die Abfallreduzierung sowie Mülltrennung geachtet. Zentrale Müllsammelstellen erlauben eine effizientere Müllentsorgung, wenn der Müllcontainer erst dann entleert wird, wenn er wirklich voll ist. Zudem stellt der Vermieter Informationen bereit und leistet Hilfestellungen bei erklärungsbedürftigen Themen wie der richtigen Mülltrennung.  

In Deutschland sind Green Leases noch eine Seltenheit. Technologien wie das Smart Metering oder Informationen über das Abfallverhalten sind teilweise vorhanden. Es gibt aber keine Verbindlichkeit. Seit 2022 werden Vermieter von Mietshäusern mit mehr als zehn Wohnungen verpflichtet, über den Energieverbrauch, die Energiekosten und Sparpotenziale monatlich zu informieren – der neuen Energiesparverordnung sei Dank. Ein Green Lease geht das Thema ganzheitlich an und nimmt beide Parteien in die Pflicht. Vielleicht ein Zukunftsmodell auch für uns in Deutschland? 

Von Katharina von Höfen   

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Lukas Tiling
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